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Hochsensibilität und Perfektionismus

„Wir verstehen es nicht, unser Sohn ist der liebste kleine Junge überhaupt. Aber manchmal rastet er richtig aus!“ Es handelt sich hier um ein normalerweise ruhiges Kind, das mit seinen Spielkameraden gut zurecht kommt und auch ein liebevolles Verhältnis zu seinen  Eltern hat. Trotzdem kommt es immer wieder zu Zornesausbrüchen.

Die Ursache kann in einem inneren Konflikt liegen, der typisch für sehr viele Hochsensible ist, nicht nur für Kinder. Auf der einen Seite finden wir das Streben nach Vollkommenheit. Perfektion wäre hier noch zu wenig. Viele Hochsensible wollen etwas erlangen, was im irdischen Leben kaum erreichbar ist. Es kann sich um sichtbare Leistungen, vorbildliches Verhalten oder um innere Qualitäten handeln. Überforderung und Scheitern sind also vorprogrammiert.  So ist es nicht verwunderlich, dass es leicht zum Ausrasten kommen kann. Das Kind leidet darunter, dass es seinen eigenen hohen Ansprüchen nicht genügen kann, obwohl es sich immens angestrengt hat.

Danach überwiegen entweder Beschämung über das Scheitern und das Ausrasten oder Resignation, Selbstanklage und Selbstabwertung.  Meist möchten diese Kinder es beim nächsten Mal dann noch besser machen. Und so wird Schwung geholt für die nächste Selbstüberforderung.

Nicht immer kommt es zu lautem Ausrasten. Vor allem erwachsene Hochsensible unterdrücken oft diesen Impuls und implodieren. Die Energie richtet sich dann gegen sie selbst, oft verbunden mit körperlichen Symptomen.

Diese Selbstüberforderung kann Energielosigkeit hervorrufen, der Hochsensible zieht sich zurück. Er hat ja, aus seiner Sicht, nie Erfolg. So bleibt der Rückfluss an Energie, hervorgerufen durch Erfolg, aus.

Was kann man nun als Eltern tun? Kommt es zu einem Zornesausbruch, ist es ratsam ruhig zu bleiben und sich nicht anstecken zu lassen. Moralisieren, Strafen oder Besserwissen wären nun kontraproduktiv. Indem man einfach da ist und das Drama respektiert, hilft man dem Kind in dieser Situation am meisten. Jegliches Eingreifen würde alles nur verstärken. Es wäre ein Signal an das Kind, dass es allein ist und sogar von seinen Eltern nicht verstanden wird.

Meist geht ein Zornesausbruch in Weinen über, das mit der Zeit immer ruhiger wird, wenn es nicht gestört wird.  Es löst sich in einer Entspannung auf. Umso weniger man als Elternteil mitleidet, umso hilfreicher ist es für das Kind. Als Mutter oder Vater spürt man meist, wann der Zeitpunkt richtig ist, mit dem Kind in Kontakt zu treten. Möglicherweise nicht gleich durch Worte, sondern zuerst nur durch Nähe.  

Ein Gespräch mit dem Kind ergibt erst Sinn, wenn sich die Situation wieder vollkommen beruhigt hat.

Macht ein Kind früh die Erfahrung, dass auch Schmerz sein darf und dieser sich von selbst auflösen kann, verinnerlicht es einen konstruktiven Umgang damit. Denn Gefühle, die zu ihrem Recht kommen, die bewusst wahr-und angenommen werden, gehen ohnehin von selbst.